WERNER SCHOETER ist auch gestorben… allmählich wird es voll da oben…

Veröffentlicht am | Dienstag, den 13.04.10 | Christoph Schlingensief

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Ich habe werner schroeter immer verehrt! Er hat mich in meinen filmen wie z.b. Egomania sehr stark beeinflusst. Er gehoert auf dieselbe stufe wie fassbinder oder jarmann gestellt! Sein leben war immer auch zeugnis seiner kunst und umgekehrt. Selbst in den letzten monaten seines lebens kaempfte er trotz seiner schweren krebserkrankung fuer die seine kunst und seine anerkennung. Ich hoffe sehr, dass ihm nun das deutsche fernsehen endlich eine ausgiebige retrospektive widmet, und dass er in frieder schlaich von der filmgalerie 451 den mann gefunden hat, der sein werk so pflegt und vertreibt wie juliane lorenz das werk von fassbinder. Ich denke auch mancher deutscher kritiker sollte sich nun eingestehen, dass werner schroeter auch in seinen letzten arbeiten fuer das leben und seine merkwuerdigen auswuechse gelebt, gelitten und geschaffen hat. Stattdessen haben ihm einige seine letzte arbeit an der Volksbuehne Berlin, die ihm fast als letzte deutsche Bühne noch ihre unterstützung gab, auf so peinliche art vorgeworfen, dass es kraenkend und verachtend wurde. Eine entschuldigung für solche haßattacken gibt es nicht.. … keine achtung vor seinem werk oder war da wieder dieses unbehagen, diese angst, die er in vielen betrachtern durch seine „wahnsinns“- arbeiten ausgelöst hat? Das hat ihm sicher zuletzt noch die letzte kraft geraubt! Im ausland hat er die anerkennung zum glueck bekommen, aber wir in deutschland konnten ihm nicht mal zu lebzeiten eine retrospektive geben. “zu schwierig für das deutsche TV-publikum, zu kitschig, zu radikal, zu schwul, zu genial, zu…zu….zu….” Zum glück dann noch nach vendig auch ein letzter preis auf der diesjährigen berlinale … ein kleiner, wenn man das so überhaupt sagen darf, preis, der sicher wesentlich ehrlicher und wertvoller war als die vielen anderen deutschen TV-und Filmpreise. Jeder preis bedeutet anerkennung, aber vielleicht sind die großen, publikumswirksamen deutschen preise sowieso nur für „strahelmännerundfrauen“ geeignet und nicht für letzte existenzialisten und radikalüberhöher wie werner schroeter einer war. auch ich habe noch in den letzten monaten seines lebens keine kraft gehabt ihn zu besuchen. Er war sehr maechtig, ein wirklich wissender, einer der sein leben lang schon mit dem tod verhandelt hat. Der die liebesverluste in seinen arbeiten zu ganz grossen existenziellen in der tradition von pasolini und fassbinder stehenden werken gefuehrt hat. Vielleicht war es diese angst vor ihm, die mir den mut genommen hat, mich ihm nochmal zu stellen, trotz groesster zuneigung! Ich bin mir sicher, dass werner schroeter in ein paar jahren auch im öffentlichen bewußtsein einiger kritiker und tv-redakteure zu den ganz grossen deutschen meistern gezaehlt werden wird ! Was ein derek jarmann fuer england, das ist werner schroeter fuer deutschland. aber eigentlich ist er noch viel mehr ! auch ein faßbinder hat bei ihm geklaut, aber letztenendes nie zu schroeters radikalität gefunden ! Sein tod ist nicht nur fuer mich ein grosser verweis auf die vergaenglichkeit unseres lebens, aber vor allem auch ein verweis auf die wenige achtung, die man einem wirklichen genie in deutschland kaum entgegenbringen kann. Nun ist er tot und fast haette ich gesagt: es ist zu spaet, aber eines ist klar: schroeters filme sind ein vermaechtnis, das an jede filmhochschule und auch in die deutschen kinos oder die richtigen tv-anstalten gehoert! Ein vermaechtnis dieses leben genauer zu betrachten und seine melodie zu erforschen! Das hat er sein leben getan! Dafuer nicht nur dank sondern tiefste innere liebe !

ANDREAS KUNZE gestorben…..

Veröffentlicht am | Dienstag, den 13.04.10 | Christoph Schlingensief

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DIE BURKINA-CONNECTION ! Casting beendet und weitere Proben ab dem 19.4.2010 in Berlin.

Veröffentlicht am | Freitag, den 09.04.10 | Christoph Schlingensief

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Das casting in ouagadougou warfür uns alle ein großer gewinn. über 200 vertreter des lebens fanden sich in den letzten 14 tagen in der tanzschule von irene tassembedoe ein, und spielten mit uns, für uns, für die anderen. das besondere war die für mich wunderbare erfahrung, dass dort keine exzentrischen “theatertypen” oder “kunstfreunde” auftauchten, die nur an sich dachten, sondern vor allem leute, die permanent auch andere menschen aus ihrem leben vorschlugen. also kein konkurrenzkampf europäischer art, wo man dann doch lieber schaut, dass der andere etwas blasser rüberkommt, sondern hier war es sehr oft, dass viele sehr gute musiker oder tänzer ihren kollegen vorschlugen oder bekannte aus der siedlung aus der sie selber kamen oder oder oder….die tanzschule von irene tassembedoe kann ich wirklich jedem ans herz legen.bei einem besuch in ouagadougou nach ihr fragen. sie ist die schwester des viertes ministers des kaisers der mossis. wenn man so nach ihr fragt kommt man vielleicht weiter, als wenn man nach einer tanztschule fragt. irene hat selber 27 jahre in europa gelebt, ist aber in ihre heimat zurückgegangen, um dort nun diese unglaublich schöne tanzcompany zu gründen,. neben ihren eigenen arbeiten gibt sie vor allem auch viele kurse für die 12 bis 18 jährigen mädchen, die der strassenprostitution nachgehen müssen. um ihre familien zu ernähren oder weil sie dazu gezwungen werden. und dieses zusammenspiel von lebensrettung durch neue wegbeschreibungen und eigener kreativer weiterentwicklung ist das besondere. meine beschreibung klingt schon viel zu besonders. man muß den alltag in der schule einfach mal gesehen haben. und auch die momente, wenn dann die teilweise schon etwas europa-erfahrenen gäste der irene-tanzcompany plötzlich auf die menschen treffen, die die angelernten “festivalabmachungen” bereits professionell anwenden. damit meine ich die hauptproblematik solcher arbeiten: wie stark darf der tänzer oder sänger oder mensch nur auf sich vertrauen, oder inwieweit muß er einen tanz- oder musik- oder theater- und kunst-kodex anlernen, damit er endlich auch mal auf diese meist jämmerlichen festivals eingeladen wird. das ist schon ganz schön schwierig. bis jetzt haben sich schon soviele leute per mail oder sogar persönlich vorgestellt, um ihre erfahrung im vertrieb von “afrikanischer kunstware” auf europäische “bühnen” zu organisieren. da gibt es richtige experten. die behaupten von sich, dass sie aus den doch recht trägen afrikanern mit ihrem sehr schlechten theatralischen dasein , einiges brauchbares herausgeholt haben. puhhhhh….. und als ihre eigene referenz geben sie dann zum beispiel auch avignon an. puhhhhh… dieses abgegessene , rotweinnasentreffen der kunstgeschmäckler… (wie ich irgendwo weiter unten schon mal erwähnte… was aber daran liegt, dass ich selber mal in avignon war, und diese selbstgefällige kultur dort nur schwer aushalten konnte. interessant waren nur die ein oder andere junge truppe, die sich eine garage gemietet hatte, in der hoffnung dort gesehen zu werden.aber das nur nebenbei.)

ich empfehle einen besuch bei irene, ohne die wir bei unserem casting auch nicht weit gekommen wäen. ihr hauptsatz war: packt die leute nicht wie in watte an. das ist zum kotzen. das sind genauso leute wie ihr,… und ihr seid auch nicht immer nur höflich. sagt mal was ihr denkt… nur wenn wir diese offenheit gegenseitig anfangen zu praktizieren, können wir auch zu neuen erlebnissen und ergebnissen kommen.

Wenn ihnen also in der nächsten zeit die leute vom foto begegnen sollten, dann fragen sie sie doch mal nach luigi nono.

und wenn sie dann nichs von ihm wissen, dann sind das genau diejenigen, die zwar keine ahnung von nono haben, aber sehr viel ahnung von den themen.

wir freuen uns sehr, aber momentan ist die organisation doch sehr schwierig, weil ich das hier mit einem sehr tollen, aber auf dem tourneegebiet nicht so versierten team selber plane und organisiere. diese tournee ist für uns alle, aber erst recht für unsere gäste ein großes riskantes unternehmen.

vielleicht kann man das mal ein paar leuten in wien, die uns eigentlich zu den wiener festwochen eingeladen haben, und wo jetzt aber noch immer etwas unklarheit herrscht, weitersagen, damit diese tournee sehr schnell auf etwas sichereres gelände kommt. bachler, deufelhard, sl agmuylder, und viele helfer wie armin petras, matthias lilienthal, silvi stantejski, usw… helfen mit, weil sie das projekt nicht nur als folkloreveranstaltung sehen wollen.
ob das dann alles gelingt…. das werden wir sehen…
und ein mindestmaß an sicherheit wäre auch in wien ganz schön…
aber zum glück gibt es dort auch die burg, die sich prächtig engagiert, der kulturstadtrat und das bildungsreferat… (ich kenne mich da leider nicht so aus, wie das in wien alles so heißt…. und herr springer und herr wais… die scheinen auch unglaubliches bewegen zu wollen!) bitte ! helfen sie uns ! in einer woche sollen doch die proben beginnen ! …..
CS 

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT:
Ein Stück materialisierter afrikanischer Operndorf-Utopie, das nach Europa zurückkommt?
ACHTUNG!: Es ist keine Produktion des Operndorfes, sondern eine begleitende Forschungsarbeit, die den Versuch unternimmt, Schritt für Schritt zu begreifen, warum wir ständig dem afrikanischen Kontinent helfen wollen, obwohl wir uns selber schon lange nicht mehr helfen können und die Frage zu stellen, ob Dinge wie Intoleranz und Indifferenz gegen uns selber nicht der Ursprung für dieses ständige Fehlverhalten sind.„VIA INTOLLERANZA II” wird in Burkina Faso und Berlin seit März 2010 entwickelt und geprobt, und anschließend im Mai beim Kunsten Festival des Arts in Brüssel und auf Kampnagel Hamburg, sowie im Juni 2010 in Wien und an der Bayerischen Staatsoper München gezeigt.

Konzept und Künstlerische Leitung: Christoph Schlingensief / Bühne: Thomas Goerge / Kostüme: Aino Laberenz / Licht: Voxi Bärenklau / Video: Meika Dresenkamp / Musik und Dirigat: Arno Waschk / Ton: David Gierth / Dramaturgie: Carl Hegemann , Anna HeesenVIA INTOLLERANZA II ist eine Produktion der Festspielhaus Afrika gGmbH in Koproduktion mit Kampnagel Hamburg, der Bayerischen Staatsoper, dem Kunstenfestivaldesarts Brüssel und Wiener Partnern.

AM 24.3.2010 HABEN DAS CASTING UND DIE PROBEN ZU “VIA INTOLLERANZA” IN OUAGADOUGOU BEGONNEN…

Veröffentlicht am | Donnerstag, den 01.04.10 | Christoph Schlingensief

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DIE FRANKFURTER RUNDSCHAUT HAT NOCHMAL NACHGEPRÜFT !

Veröffentlicht am | Donnerstag, den 01.04.10 | Christoph Schlingensief

(rechtschreibe-oder grammatikfehler bitte selber berichtigen! herzlichen dank!)
unsere welt, und damit meine ich vor allem die welt der theater-, film- und opernleute, der fernsehleute, ja auch der journalisten, der politiker, der jugendlichen sowieso und auch der tiere, besteht vor allem aus dem versuch selber auszutesten, ob man nicht vielleicht doch ein löwe sein könnte oder lieber eine kleine katze. der eine bezeichnet sich plötzlich als entwicklungshilfeminister, obwohl er selber noch gar nicht weiß, was das genau bedeutet (und wahrscheinlich nie ganz ergründen wird), und ein journalist versucht je nach themenstellung an einem tag, in wenigen stunden , soviel über das bei ihm in auftrag gegebene thema zu sammeln, zu hören und zu lesen, dass er dann möglichst glaubhaft seine zeilen abliefern kann. am liebsten lese ich die berichte im spiegel, der zeit oder auch in der SZ , FAZ und heute in der FR, wo ein journalist nochmal vom anerkannten wandkalender ausgehend, ein paar daten und ein paar fakten überprüft, um plötzlich festzustellen, dass da im falle von helene hegemann leider keiner genau wissen wollte, was die etwas ausprobierende autorin, filmemacherin, theaterliebhaberin, gesellschaftsbeobachterin und und und nun wirklich gemacht hatte, sondern einfach die große falschmeldungs – und demontagedampfwalze mehrere monate ungehindert über ganze berge von gelegentlich sogar seriös berichtenden zeitungen gerollt war. ich setze deshalb den heutigen artikel aus der FR hier in meinen BLOG, damit ich im nachhinein ein besseres gewissen bekomme. ich habe nämlich selber behauptet, dass helene nicht früh genug “danke, das war´s !” gerufen hat, “danke, ich habe genug gesehen und gehört!” . denn das ist doch ihre stärke.wer schon vor der buchveröffentlichung bei youtube ihre kleinen wunderbaren werbeclips mit martin wuttkes sohn z.b. gesehen hat, (eine tolle kameraarbeit von kathrin krottentaler), der wußte sofort, dass helene hegemann hier kluge bis geschwollene bis aufgeblasene nonsenssätze des prenzlauer bergs und weit darüber hinaus von 6 bis 12 jährigen spielen und sprechen ließ. alleine bei dieser spiegelung hätte klar sein müssen, dass helene hegemann die von ihr sicher auch bewunderten, und gleichzeitig hinterfragten, und die von einer 17-jährigen auf dem erwachsenwerdentrip nachgeplapperten philosophischen redereien einfach mal durch ihren mund, ihr hirn und ihren geist hatte laufen lassen. völlig legal, jedem zu wünschen ! eigentlich ein ganz normaler vorgang, aber leider doch von sehr wenigen nur kraftvoll und anmaßend praktiziert. und ganz nebenbei auch manchmal sehr gesund, denn man muß nun nicht jede sexual- oder drogenpraktik selber erlebt haben, um endlich mitreden zu können… (sagt ernst jünger). außerdem hat sie genau das getan, was wir am theater, der oper und auch beim film und in der kunst immer tun: wir sammeln, probieren hin und her und behaupten sogar völlig begeistert, wir wären gerade noch näher an kleist als 240000 andere regisseure vor unserer zeit. ja die schauspieler behaupten sogar sie wären geil, kraftvoll, gemein, brutal, wären massenmörder, liebhaber oder ganz einfach menschenhasser… das geht übrigens am leichtesten, wie mir manchmal vorkommt… , obwohl sie dann doch eher ganz zerbrechliche seelchen sind, die froh sind in den theaterkliniken untergekommen zu sein. und vielleicht war das der einzige punkt, den helene hegemann da nicht so schnell benutzt hat, wie sie sonst ganz außerordentlich sehr schnell und gekonnt, sehr viele genres und gedanken benutzen und mixen kann. aber vielleicht wäre es dann wieder nur auf der bühne passiert. so aber ist die bühne endlich auch mal bei den ganzen einsamen schreibern vorbeigezogen, die da wochen-,monate-,jahrelang in ihrem kämmerchen an ihren worten und sätzen basteln, um dann endlich auf der frankfurter oder der leipziger buchmesse hinter einem vorhang zu warten, um dann endlich nach vorne zu treten, raus aus dem kämmerchen, um endlich zeigen zu können, dass sie so einsam und alleine, an der welt gelitten und gekratzt haben, dass unter umständen – und die sind nun wirklich sowas von selten – sogar ein guter roman, etwas poetisches oder eben auch etwas unverschämtes herauskommt. aber was dann? wieder ab ins kämmerchen? ich denke helene hegemann ist zum glück so vielseitig begabt, dass sie schon an einem neuen film arbeitet, oder an zwei neuen büchern, an einer tauschbörse für allgemeingut im netz oder ganz einfach mal in den arm genommen wird, um dieser wirklich so unverschämt vollgerotzten seele ein bischen schutz zu geben. natürlich kenne ich sie, aber nicht so gut wie jetzt alle denken. und natürlich ist ihr vater mein hauptdramaturg, aber helene und ich haben eigentlich nicht so den direkten draht. und trotzdem habe ich mitbekommen, wie wahnsinnig verletzend dieser ganze unverschämte, aufgeblasene lügendreck eine junge, hochtalentierte frau in die bereiche dunkler überlegungen geführt hat. und da frage ich mich sowieso schon seit langem, warum diese gesellschaft soviel dreck ausschütten muß, um von sich selber abzulenken…. CS

Nachtrag zur Hegemann-Debatte

Was wirklich geschah

Von Peter Michalzik

Nein, bitte nicht noch mal den Axolotl. Wenn wir von irgendetwas in den Zeitungen der vergangenen Monate genug hatten, dann waren es Beiträge zur Hegemann-Debatte.

Im Prinzip kann man diese Debatte auf eine einfache Frage zurückführen, sie wurde so auch in einem Blog gestellt: Wem gehört das Wort “Vaselinetitten”? Es wurde verwendet von Helene Hegemann und eben zuvor von Airen in seinem Roman “Strobo”. Die Antwort auf diese Frage ist ebenso einfach und braucht keine Debatte: Einmal in der Welt, gehören die Vaselinetitten jedem. Wir wüssten aber schon gerne, wer sie auf die Welt gebracht hat.

Dass sie uns da nicht informiert hatte, daraus ergab sich der Vorwurf an die mittlerweile 18-jährige Helene Hegemann. Entsprechend der Schwere ihres Vergehens wurde dieser Vorwurf mit großer moralischer Wucht vorgebracht und eifrig diskutiert – und eben das war dann die Hegemann-Debatte, die wir damit gut sein lassen.

Wir wollen hier nur ein paar Daten nachtragen. Daten sind langweilig, und diese Daten hier haben auch noch den Nachteil, im Prinzip bekannt zu sein. Die erste Auflage von Helene Hegemanns Buch “Axolotl Roadkill” erschien am 20. Januar dieses Jahres. Die zweite Auflage wurde im Lager in Stuttgart am 1. Februar angeliefert und am 2. Februar fakturiert – hier wollen wir möglichst genau sein. Gedruckt worden war diese zweite Auflage, wie die anderen Auflagen auch, etwa vier bis fünf Tage zuvor, also sagen wir am 28. Januar. Die dritte Auflage ist dann am 8. Februar eingegangen und die vierte am 22. Februar.

Wie weithin in der Hegemann-Debatte bekannt wurde, hat sich Helene Hegemann in der ersten Auflage ihres Buches bei allen möglichen Freunden, Vorbildern und Inspiratoren bedankt, nicht aber bei Airen, dem Erfinder der Vaselinetitten und anderer Wörter, die Hegemann verwendet hat. Das hat sie
erst in der zweiten Auflage nachgeholt.

Und genau das war es, was ihr angekreidet wurde, nicht die Verwendung des fremden Wortes an sich, das tun ja alle, sondern der Versuch, damit unbemerkt durchzukommen und uns vorzumachen, dass sie sexuelle Erfahrungen und Drogenerfahrungen und Cluberfahrungen habe, die sie gar nicht hatte. Damit aber war sie des schweren Wortmissbrauchs und Vaselinetittendiebstahls und Vertrauensbruchs überführt. Diesem Umstand war die moralische Wucht geschuldet, mit der man auf Hegemann losging oder sie verteidigte.

Bekannt gemacht hatte die Angelegenheit, auch das ist bekannt, der Blogger Deef Pirmasens. Das geschah am 5. Februar. Wenn wir nun dagegen halten, dass die zweite Auflage, in der Hegemann sich bei Airen bedankte, bereits am 28. Januar gedruckt worden war, dass Hegemann mithin in der Zeit zwischen dem 20. Januar und dem 28. Januar Airen ihrer Dankliste hinzugefügt hat, und zwar von sich aus, fällt der gesamte moralische Aplomb, mit dem ihre Unterlassung bemerkt und kommentiert wurde, in sich zusammen.

Die Hegemann-Debatte war eine Luftnummer. Man diskutierte unter Voraussetzungen, die es gar nicht gab. Als sicher kann dagegen gelten: Hegemann wollte niemanden beklauen, sie wollte niemanden hinters Licht führen und sie wollte auch keine Worte missbrauchen.

Wenn man dann noch daneben legt, was sie in dem Interview gesagt hatte, das der Verlag den Presseexemplaren beigelegt hatte, fällt der Vorwurf gegen Hegemann, die mittlerweile vor allem als Plagiatorin berühmt ist, vollends in sich zusammen. “Das Buch hat wirklich nichts mit meinen eigenen Erfahrungen oder meinem eigenen Leben zu tun, und sobald mir unterstellt wird, das seien meine persönlichen Tagebuch-Einträge, kommt mir das direkt total übergriffig und wie ein Neutralisierungsversuch vor.” Da dachten alle, das sei geflunkert, um sich zu schützen und dem Vorwurf des billigen Biographismus zu entgehen, aber man wisse ja, wie das gehe.

Hegemann aber fuhr in ihrem Interview unbeirrt fort: “Es ist Fiction … Mir hat es einfach Spaß gemacht, bestimmte Sachen auszudenken und die mit bestehenden Fragmenten aus Filmen oder Zeitschriften oder Büchern oder Geschichten aus meinem Umfeld zusammenzufügen.” Das beschreibt ziemlich genau, was sie mit Airens “Strobo”, aber nicht nur mit “Strobo”, gemacht hat. Man wusste alles, sie hat nichts verheimlicht. Wo aber lag dann das Problem?

Ehrlich gesagt: Wir wissen es nicht und wollen auch nicht mehr darüber nachdenken. Offensichtlich hat sich das Feuilleton vor allem mit sich beschäftigt. Alles weitere überlassen wir einer späteren Germanistik, falls die sich noch dafür interessieren sollte.

Was bleibt? Erstens: Eine zu Unrecht beschädigte junge Autorin. Zweitens: Eine Bestätigung alter literarischer Frontlinien. Auf der einen Seite stehen die Verfechter einer gemessenen und immer angemessenen Sprache, die sozusagen die Wirklichkeit beherrscht. Auf der anderen Seite stehen die Fans einer Sprache, die von der Wirklichkeit durchgeschüttelt wird und die sie deswegen für authentisch halten. Drittens: Die Erkenntnis, dass die Literaturkritiker auch lieber junge Mädchen treffen als Bücher lesen. Viertens: Eine Verunklarung dessen, was Copy & Paste bedeutet und was ein Plagiat ist. Vielen Dank.

 

HEUTE FRAGEN VIELE NACH EINEM STATEMENT – Deshalb diese kleine Geschichte… kann gerne benutzt werden!

Veröffentlicht am | Montag, den 22.03.10 | Christoph Schlingensief

Das letzte Mal sah ich Wolfgang Wagner bei der Trauerfeier von Gudrun Wagner. Das war sehr traurig und sehr anrührend wie er da saß… das letzte Mal gesehen und auch gesprochen habe ich ihn im letzten Jahr von Parsifal kurz vor Eröffnung der Festspiele 2007. Es gab da damals diesen kleinen Konferenzsaal, in dem die Königsfamilie Wagner in den Pausen gerne einige Auserwählte zu einem kleinen Plausch einlud. Und in diesem Raum fanden auch die Sitzungen für neue, aber auch laufende Produktionen statt. Da müssen also alle mal gesessen haben. Jedenfalls in den letzten 20 Jahren. Zu Beginn der Besprechungen zum Parsifal bekamen wir großartige Schnittchen mit Lachs, Leberwurst vom feinsten, hervorragende Fleischwaren, Getränke rund um den Globus und sogar zum Kaffee noch hervorragende Pralinen oder Kuchenstücke, die ihres gleichen suchten. Im Verlaufe der Produktion stürzten wir aber ab und saßen bereits im zweiten Jahr nur noch mit einer von jenen Keksdosen am Konferenztisch, die man normalerweise von schlecht sehenden Großtanten kennt. Irgendwelche zerbrochenen, ausgetrockneten Plätzchen mit leicht grauer Schokoladenfüllung oder merkwürdigem Käsegeschmack. Diese Reduzierung aufs Mindeste hatte nicht nur mit der finanziellen Situation zu tun, die auch bewirkte, dass mir jedes Jahr schriftlich mitgeteilt wurde, dass nur 1000 Euro für Kostüm- oder Bühnenänderungen zur Verfügung stünden, sondern vor allem mit der dadurch sinnfällig werdenden Tatsache, dass man in der Gunst von Gudrun extrem abgestürzt war. Aber auch das war egal, weil es ja um die Arbeit ging und nicht um irgendwelche Schnittchen. Und genau diese Arbeit, und das möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich noch einmal wiederholen, weil es noch immer irgendwelche Hofschranzen gibt, die behaupten, ich wäre undankbar und wolle Bayreuth nur noch schlecht reden, weil sie damit ihre Chance wittern irgendwann zum inneren Zirkel des großen Wagnerkuchens zu gehören, überhaupt nicht verstanden haben, bzw. eben immer nur Informationen aus zweiter Hand haben; denn die Arbeit in Bayreuth war, egal wie groß der Stress und die Gehässigkeiten, die Verachtung und der Widerwille an diesem Ort geschürt wurden, für mich die größte Freude, die man mir jemals bereitet hat. Die Momente, über die so viele Gerüchte kursieren, einmal live erlebt zu haben, ist eine Belohnung, die ich nicht missen möchte. Was war das für eine helle Freude, wenn Wolfgang Wagner selbst gegen den Willen seiner Frau mit mir Kontakt aufnahm, um dann ganz großartige Geschichten über die Wollunterhose von Winnie zu berichten oder über Furtwängler, der fast vom Mähdrescher auf der Judenwiese bei dem Versuch ein weiteres Blumenmädchen zu verführen, überrollt worden wäre. Da lachte Wolfgang, da blitzten seine Augen. Oder wenn er erzählte, wie er es schaffte Gelder vom Marshallplan so umzuleiten, dass sie in der Bayreuther Scheune landeten. Der Mann war ein Schlitzohr und das genoss er jede Stunde! Immer wieder tauchte er auf –  nicht nur bei mir – und sagte: “Machen Sie doch was Sie wollen. Sie haben künstlerische Freiheit! Das interessiert mich nicht mehr!”

Ich weiß noch, wie er vor der ersten Probe im zweiten Jahr auf die Probebühne kam und schrie: „Was soll das? Ist jetzt schon schlechter als im letzten Jahr!“ Da hörte man ihn in seinem tiefsten Inneren regelrecht gröhlen. Denn er liebte seine Kommentare, seine Geschichten, seine Auf- und Abtritte. Wenn er dann die große Bühne “endgültig” verließ und schrie, dass es auch der Letzte in der letzten Reihe hören konnte: “Machen Sie doch was Sie wollen. Das interessiert mich nicht mehr!”, so saß er schon 2 Minuten später wieder auf seinem eigenen Inspizientenstuhl auf der linken Seite (vom Zuschauerraum aus gesehen) oder er marschierte gleich zu Gudrun, die in ihrem Zimmer sämtliche Überwachungskameras oder Abhörmikrophone bedienen konnte. Es war wirklich viel los in diesem kleinen Königshaus, was nicht mit Geld zu bezahlen ist. Und wenn ich dann lese, ich würde die Hand meines Arbeitgebers schlagen oder so was… dann lache ich noch lauter als Wolfgang, denn zum einen lebe und arbeite ich mittlerweile woanders und zum anderen war die Zeit mit Wolfgang so ziemlich das Tollste, was ich überhaupt je auf einer Bühne erlebt habe. Alleine in den ersten zwei Jahren Pierre Boulez erleben und von ihm lernen zu dürfen, dann zu sehen was passiert, wenn der neue Parsifalsänger plötzlich anfängt zu leben, ein wirklicher Mensch zu sein, oder im dritten Jahr zu lernen, wie einige Sänger nicht mehr über eine Verlängerung informiert wurden, weil sie sich kritisch über das Haus geäußert hatten und deshalb plötzlich umbesetzt wurden… das waren Sternstunden der Musikausbildung! Und das Tollste war Wolfgang, der zwar im dritten Jahr stark vernachlässigt mit Löchern in der Hose durchs Haus stolperte bis sich dann Katharina für ihren Vater einsetzte und dafür sorgte, dass er nicht jeden zweiten Tag die Treppe runterfiel, wenn er immer wieder durch “sein Haus” und somit “sein Werk” schritt! Ja, so muss ich es sagen. Bei allen Alterserscheinungen fand er immer wieder Kraft in seiner Scheune, in seinen Probenräumen, den Konferenzen, den kleinen und großen Kriegen. Wolfgang war wirklich Bayreuth! Und über Gudrun muss ich ja nichts schreiben. Aber Wolfgang hat mich sehr beeindruckt, und nach vier Jahren, als dann auch der eine Sänger nicht mehr mit am Tisch essen durfte und unser Parsifal mittlerweile mehr als positiv denn als negativ für die Entwicklung Bayreuths eingestuft wurde, (worüber nicht nur ich mich gefreut habe, sondern auch Wolfgang und Katharina), da war der Laden schon wieder ein bisschen weicher geworden. Da war es teilweise sogar richtig angenehm. Und da endet dann auch meine kleine Geschichte über die Parsifalzeit in Bayreuth. Wir saßen wieder in diesem verwanzten Konferenzzimmer… und diesmal wurden wir mit Tramezinis der allerbesten Art überschüttet. Wolfgang und ich saßen uns gegenüber. Gudrun links, mein Team rechts und links an meiner Seite. Und Wolfgang und ich haben vor lauter Glück, dass kein männlicher Intrigant mehr am Tisch saß, sondern plötzlich so ein kleiner Frieden eintrat, unzählige dieser Toastdinger in uns reingestopft. Es brach sozusagen ein großer gemeinsamer Hunger aus. Ein Hochgenuss sozusagen, bis Gudrun dann irgendwann sagte: „Wolfgang, du bist mal wieder dein bester Gast!”, und da hörte Wolfang Wagner auf zu essen, wischte sich den Mund ab, stand auf, deutete mir an, dass er mich vorne an der Türe sehen wollte,… ich folgte ihm und dort, bei geöffneter Türe wohlgemerkt, sagte er zu mir: „Gell, das war schon toll! Das war eine tolle Sache mit uns. Wir waren doch immer Freunde, nicht wahr?”… und da habe ich „Ja, Herr Wagner gemurmelt” und musste fast heulen. Wir haben uns sogar kurz in den Arm genommen. Kurz, aber herzlich, und ich bin dann wie benommen davongegangen. Ob die anderen noch weiter gegessen haben, weiß ich nicht mehr… und ich rufe dem alten Herren zu: AUF WIEDERSEHEN! Das ist für alle Menschen die schönste Drohung, die man so aussprechen kann. Und in diesem Falle wäre es sogar eine sehr schöne Drohung, auch wenn die Hofschranzen daraus wieder etwas Böses lesen wollen… Ich mag Bayreuth und ich bin sehr gespannt, was daraus werden wird. Auch wenn die Zeichen momentan eher auf Keksdose stehen!  – Christoph Schlingensief

AUF WIEDERSEHEN…

Veröffentlicht am | Sonntag, den 21.03.10 | Christoph Schlingensief

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SEHR GELUNGEN…

Veröffentlicht am | Sonntag, den 21.03.10 | Christoph Schlingensief

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war heute Abend die Einladung von Roger Köppel, Herausgeber und Chefredakteur der Schweizer “Weltwoche” in die Anne Will – Sendung. “Ich komme aus der Schweiz und deshalb bin ich zwangsläufig ein neutraler Beobachter !”, rief er , zeigte er, war er, und wollte er sein… So neutral, dass es nicht nur für ihn, sondern vor allem für Anne Will immer peinlicher wurde. Ein neutraler Beobachter, der in Wirklichkeit nur der Chefredakteur eines vor sich hindümpelnden SVP – Blättchens ist, das vor lauter rechtsradikalen Ansichten kaum noch gehen kann. Westerwelle wäre in der Schmollecke gelandet, sagte der neutrale Beobachter. HUI! Das war sicher toll, wenn man aus einem sich selber auflösenden Schweizer Staat kommt, und mal endlich im deutschen Fernsehen auftreten darf. Da wird man natürlich noch größer und noch bewegter. Dass gerade er als neutraler Beobachter eingeladen wurde, zeigt den großen Humorfaktor der sonntäglichen Anne Will Sendungen, die in den letzten Monaten immer bizarrer werden und immer mehr wie das Burn-Out-Treffen der deutschen Politik wirken. Aber muß für so satirische Sendungen unbedingt auf schweizer Komiker zurückgegriffen werden, die so lustig sind wie die SVP Plakate oder rechtsradikalen Kampagnen, mit der die schweizer Politik von ihrem eigenen Scheitern ablenken will ? Reicht es nicht, dass die Schweiz sowieso gerade ausgetrocknet wird ? frage ich mich nach einer langen fernsehlosen Zeit…. Gute Nacht… ps: war das wirklich die Anne Will, die ich mal gut gefunden habe? ….

UND HIER EIN PAAR FOTOS DER ERSTEN WOCHE! (copyright by Ida) – Veröffentlichung oder Übernahme bitte nur nach vorheriger Genehmigung durch Francis Kere oder Christoph Schlingensief! Der Rechteinhaber ist ein Fotograf aus Burkina Faso!

Veröffentlicht am | Samstag, den 27.02.10 | Christoph Schlingensief

Weitere Bilder und Fotos in Kürze. Und bitte beachten, dass bei Veröffentlichung oder Übernahme ein Fotograf aus Burkina Faso der Rechteinhaber ist! Der blick von leuten aus dem land soll gezeigt werden. und wir hoffen auch für die zukunft auf eine erste zusammenarbeit mit REZA (National Geographic: http://photography.nationalgeographic.com/photography/photographers/photographer-reza/)

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(zu seiner Person: In 2008 Reza became the senior fellow of the Ashoka Foundation; in May 2009 he received an honorary degree from the American University of Paris for his achievements in the fields of journalism and humanitarian work; and he was awarded the Lucie Award from the Lucie Foundation in New York in October 2009. Reza is currently planning a new photography project with inhabitants of the Sicilian suburb of Librino.)
Reza organisiert kurse und ausbildungsforen, bei denen fotografen aus afrikanischen ländern eine sehr intensive ausbildung bekommen, um ihren blick aus ihrem land zu fördern, auf dass endlich verstanden wird, dass unser blick auf “das afrika” eigentlich nur von europäern oder amerikanern geprägt wurden. wir haben nur das gesehen, was man so sieht, wenn man herumreist. und dann haben wir behauptet, dass das ein ganz wichtiger blick über das jeweilige land oder aus dem jeweiligen land ist. REZA hat das operndorf bereits im februar besucht. CS

NEUE FASSUNG – 3uhr 15 Uhr – 27.2.2010 – TITEL: WASSER GEFUNDEN ! In der Nacht vom 25. auf den 26.2.2010 wurde in 42 meter tiefe eine Wasserader auf dem Operndorfgelände entdeckt. Weitere Fotos kommen demnächst…

Veröffentlicht am | Samstag, den 27.02.10 | Christoph Schlingensief

Francis kam heute morgen aus burkina faso zurück. gestern haben sie dort mit einem geologen in 42 meter tiefe wasser gefunden. einen bauleiter hat er auch gefunden. und sein team besteht nun aus ca. 9 personen. am bauplatz sind über 30 arbeiter. unterstand ist schon gebaut und ein wasserreservoir auch. ich war sehr glücklich als ich die fotos und das dunkle handyvideo sehen konnte. und francis war trotz fluganstrengung unglaublich konzentriert. er gibt volles tempo. nun beginnen bereits die vorbereitungen zum gießen der bodenplatte für das totaltheater. am dienstag , wenn ich in düsseldorf den käutnerpreis bekomme, werde ich dort sicher ein paar aufnahmen zeigen. Es geht voran in Burkina faso, aber auch in berlin, wo ich das große glück hatte, mit aino zusammen ein unglaublich engagiertes und äußerst kunst- und musikfreundliches ehepaar zu treffen, das ohne langes hin und her und ganz ohne jedes kalkül eine sehr große summe für das operndorf freigegeben hat. ich möchte sagen, dass es für franciss und mich ein riesengroßes glück ist so unterstützt zu werden, genauso wie die unterstützung von supervielen kleinspendern, die jeden tag etwas beitragen. auch ohne hungerkatastrophe oder die einschlägigen “bitte spenden”-bilder. wirklich eine sensation wie manche leute ohne blöde bedingungen das operndorf fördern. mittlerweile eine sehr feine, äußerst seriöse und ganz und gar unspekulativ handelnde gruppe von leuten, die wie henning mankell einfach sagen: loslegen bitte ! es ist mir eine freude das projekt zu ermöglichen. und dann stärken sie francis und mir und den vielen helfern in burkina faso den rücken. davon möchte ich später in diesem blog viel mehr erzählen. (…) heute alles nur in kurzform, weil mir gerade die kräfte fehlen: die fotos, die begeisterung von francis und auch die hilfe der neuen sponsorin, die ohne jede forderung oder eventidee die idee von uns interessiert, hat uns aus einem längeren tal befreit. leider sind nicht alle möglichen sponsoren so frei und ehrlich. viele haben nur geschäftvorgänge im kopf. ihre meisterschaft ist das kalkül. und das raubt soviel kraft, die francis und ich woanders benötigen. ich hätte sehr viel noch zu schreiben, auch über so merkwürdige menschen, die mir schreiben, dass genau sie die einzig richtigen sind so ein operndorf zu leiten. dass das operndorf von kindern und ihren eltern als energiequelle leben soll, verstehen sie nicht. sie sehen überall nur konkurrenz, korruption, usw. ich habe es wirklich einigen leuten ganz klar gesagt, dass ich nur dazu da bin, dieses projekt vor den zugriffen von kulturmanagern zu schützen. aber sie wollen das nicht hören. sie leben von gerüchten, und setzen behauptungen in die welt. und dass wir einen guten vertrag haben mit 10 jahren völliger freiheit ist doch toll. ich möchte mal in deutschland eine institution sehen, die sich 10 jahre zeit läßt, um dann nochmal zu schauen, was man vielleicht ändern kann oder nicht. und als hätte ich nicht bereits jetzt eine vorkehrung getroffen, damit auch nach einem möglichen abtreten von mir, dafür gesorgt ist, dass das operndorf keine theaterbude wird. ich sehe dem ganzen mit großer gelassenheit entegegen, auch weil diese leute natürlich nur ängste schüren wollen, und natürlich auch ihre spielchen im hintergrund austragen. sollen sie. das operndorf haben sie nicht im ansatz verstanden. und was da alles stattfinden wird, scheint ihre ohren nicht im geringsten zu erreichen, geschweige denn ihr gehirn. vor 2 tagen kam das OK von dr.rumstadt, dass sein verein dem bau eines krankenhauses auf dem opernplatzgelände zugestimmt hat, und nun schon mit der finanzierung begonnen wird. was für ein glück. aber warum hören das diese theater-menschen nicht? ich kann nur sagen, dass für mich am ort des operndorfes der satz: “so sprich nur ein wort, so wird meine seele gesund” aufgetaucht ist. ein satz, den ich seit jahren nicht mehr bewußt gesprochen hatte. und ich will hier auch keiner religionsgruppe das horn blasen, aber vielleicht muß der mensch dieses wort selber zu sich sprechen, um die seele wieder heil zu machen. also kein herr, keine große metapher… aber ich weiß was dieser satz bedeutet. gerade, wenn man sich so zerrissen fühlt, dann will man seiner seele helfen… denn mit der habe ich sicher auch noch nach dem tod zu tun… und das ist doch ein toller partner, wenn ich ihn schon vorher an meinem leben und meinen zweifeln und meinem versagen teilnehmen lasse, bzw. ihn wahrnehem und auch in schutz nehme. hier in berlin kommt es mir so oft vor, dass es nur noch um selbstbeschädigung geht. man beschädigt sich selber mit der erlaubnis des anderen, der sich auch selber beschädigt. aber was soll dieser vorgang. dazu kommt dann noch der glaube, dass man sich dazu zugang zu einer allgemeinen meinungsbildung verschafft hat. man darf sozusagen zum kreise der selbstbeschädigten gehören. was für eine tolle auszeichnung wie manche denken. aber warum muß man daran teilnehmen? man muß nicht. man kann auch ganz simpel vor sich hin glücklich sein oder auch mal traurig oder verzweifelt. mit freunden eigentlich kein grund das weite zu suchen. …(…) ich möchte in den nächsten tagen hier auch mal kurz beschreiben, warum ich meinen internetchef patrick hills, der seit zig jahren meine schlingensifseite macht, gebeten habe, den facebookkram wieder zu löschen. klar bleibt da noch irgendwo etwas kleben, aber ich garantiere frischluft in den nächsten jahren. da sammelt patrick wirklich sehr akribisch und besonder seit jahren jedes video, artikel, hörbeiträge, usw…. geht manchmal auch auf veranstaltungen ein, und plötzlich wird das alles durch eine wahnsinnschar von mal eben reinschauenden superfreunden überrollt und weggewischt. ich mag internetfriedhöfe. also seiten, wo sich jemand mal etwas zusammengebastelt hat, etwas gesammelt hat, sei es sein hobby oder eine ebaybasis oder eine “eigene existenz”, die nach 3 monaten wieder eingestellt wurde. da zu gucken und zu sehen wieviele illusionen, träume gedacht wurden, macht eigentlich mut und natürlich auch der triumph des überlebens findet sich darin wieder. warum nicht. … also die nächsten tage werde ich auch etwas dazu schreiben, warum die burkina faso arbeit : “via intolleranza” nach luigi nono wegen ein paar gut situierten kulturmanagern abgesagt werden mußte. unbegreiflich. und wie oft habe ich versucht diese wichtigen männer selber mal zu erreichen. nein, das geht nicht. da müssen dann andere ran, weil es ihnen wahrscheinlich doch unangenehm ist. aber versprechungen zu machen ist das eine, das andere wäre auch an die angereisten burkinabe zu denken, denen ein hallo wie gehts und gläschen champagner zur begrüßung überhaupt nichts gebracht hätte. und unser lieber luc, sitzt noch immer bei den wiener festwochen rum und läßt andere die mistarbeit machen. und die festwochen können dann nur mal eben 20.000 aufbringen. und luc kann sowieso nicht selber antworten. ein kind? oder zurück zum kind? es sei ihm gegönnt. aber was denken diese leute eigentlich von anderen menschen, die sie perspektive vormachen, um dann doch sehr schnell wieder abzuhauen. oder hat luc noch immer angst, dass er die festwochen irgendwann abgeben muß, weil er den wiencontainer damals mutig durchgesetzt hat ? wie paranoid sind solche leute und übersehen, dass sie menschen aus burkina faso hoffnungen gemacht haben, dann aber doch nicht genug mumm haben, auch dazu zu stehen, und diese leute wirklich mal zu treffen? gut, dass mich die neue chemo noch nicht ganz weggebeamt hat. gut, dass es um viel mehr leute geht als nur um unser deutsches team. nein, es w&
auml;re eine wertschätzung für das operndorf gewesen. aber da verstehen die meisten nur bahnhof. und jetzt sitzen wir mit riesigem finanzloch rum und zerstörten illusionen…. das geht aber sicher, wenn nachher die zuschauerzahlen unglaublich waren, was doch sowieso schon lange keiner mehr glaubt. und die burg muß sich für die desorganisation der festwochen richtig den arsch aufreissen? schon bitter das ganze… höre ich also lieber auf. mal sehen ob die nächsten tage vieles wieder aufwiegen können. der brunnen ist z.b. schon so ein wunderbarer helfer. da plätschert wasser… und das reservoir füllt sich langsam. wenn die kulturmanager wüßten was das operndorf für dimensionen hat… sie würden ihr degeneriertes kulturverständnis einpacken und im meer versenken. oder sie würden mal bei barenboim oder auch flimm anrufen und fragen, warum die das alles so gut hinbekommen ? warum die volle kraft rufen, und sich barenboim sogar mit privatgeld für den containertransport eingesetzt hat…. gute nacht.., ist wirklich nicht so leicht gerade, aber wie gesagt: francis berichte heute zeigen, das operndorf wächst ! und vielleicht helfen noch ein paar andere leute, damit dieses via intoleranza-desaster nicht auf kosten des operndorfes geht. christoph S
 

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