VIA INTOLLERANZA EINGELADEN NACH: Amsterdam, Helsinki, Paris, Tokyo und seit gestern auch nach Warschau. – Ausschnitt aus einem finnischen Beitrag in Nuori Voima – ( erscheint in einem monat ).

Veröffentlicht am | Donnerstag, den 20.05.10 | Christoph Schlingensief

neuerbastelbogen_provisorisch
 
Christoph Schlingensief (s. 1960) kuuluu Saksan tunnetuimpiin ja tuotteliaimpiin nykytaiteilijoihin. Hänet tunnetaan etenkin teatteri- ja elokuvaohjaajana sekä aktionistina. Hänen kansainvälisesti eniten huomiota herättänyt työnsä on tähän mennessä ollut Richard Wagnerin Parsifal-oopperan ohjaus Bayreuthin festivaaleilla. Se esitettiin ensimmäisen kerran vuonna 2004. Schlingensiefin aiheet ovat vahvasti aikalaiskriittisiä ja henkilökohtaisia. Vuonna 2008 hän sairastui keuhkosyöpään ja on viime vuosina tematisoinut paljon juuri kuolemaa ja inhimillistä pelkoa. Suomalainen videotaiteilija Heta Multanen oli yhteistyökumppani teoksessa ”Die Kirche der Angst”. Sairastumisestaan Schlingensief kirjoitti teoksen ”So schön wie hier kann es im Himmel gar nicht sein”. Teatteriohjausten ohessa Schlingensiefin uusin projekti on syntymässä yhteistyössä arkkitehti Francis Keren kanssa Afrikan Burkina Fasoon. Projekti kantaa oopperatalon nimeä, mutta on ymmärrettävä laajemmin eläväksi ja jatkuvasti laajentuvaksi taide- ja kulttuurikompleksiksi, jonka yhteyteen tulee myös muun muassa koulu ja sairaala. Wienin Burgtheaterissa uusintaesitettiin huhtikuussa Schlingensiefin omaa sairautta ja Afrikka-projektin alkua käsittelevä Mea Culpa – ready made oper. Siellä hänen kanssaan keskusteli Satu Taskinen.

CS: Wenn in Burkina Faso die Sintflut stattfindet und die Häuser werden weggespült, dann bauen die am nächsten Tag wieder die Häuser auf. Das ist deren Form von Erlösung. Das ist bei uns nicht so. Wir können uns gar nicht mehr selber erlösen. Wir haben völlig verlernt, was eigentlich Gefahr bedeutet. Was eigentlich Selbsthilfe bedeutet. Wir wollen immer, dass man uns alles ergibt, dass man völlig versorgt wird, aber wenn der Zug einmal 5 Minuten zu spät kommt, dann rufen wir zu Hause an und sagen, ich weiβ nicht ob ich ankomme. Das ist so absurd, ja! Dass man bei solchen Minisachen, wie dass der Zug hat Verspätung, man behauptet, man käme überhaupt nicht mehr an. Man hat den Anschluss verpasst zu einem System Körper-Geist-Mensch, der sagt: Ich komme auch ohne den Scheiβ klar, ich organisiere das gerade selber. Also dieses Selbstbewusstsein findet man in Afrika.

 

DATEN, Fakten, Hugo ball….

Veröffentlicht am | Dienstag, den 18.05.10 | Christoph Schlingensief

Mea culpa: märz 2009 (große Bühne) – zürich “sterben lernen” : ende 2009 (kammerspiel und draußen) – Via intolleranza mai 2010 (mittelgroße Festivalbühnen). also über ein jahr kein neues stück. da machen andere 4 bis 6 stücke im jahr… immer neue themen, immer neue sujets, zack, zack, zack… die maschinen rollen. bleib nicht zulange bei einem thema… – noch vor 6 jahren war das anders. da fragte mich jemand im interview: ach der animatograph, das ist doch wieder so eine eine schnelle idee… was kommt als nächstes… ich muß ehrlich sagen, das ich doch stolz bin die themen länger zu halten. sogar zu sehen, das sie länger bleiben, weil sie bestandteil des eigenen lebens geworden sind. das was literatur bewundert oder auch der film oder die bildende kunst, scheint im theatralischen bereich ein zeichen für stillstand zu sein. ich behaupte mal, das 4 bis 6 stücke ( die ein gefragter theatermensch in deutschland so im jahr auf die beine bringen kann) keinen wirklich neuen inhalt zeigen können, sondern nur eine gleichbleibende stilmethode anwenden. also nichts anderes als die portraitmaler am pariser eifelturm. man malt in seinem stil auf einem thema rum. eigentlich auf jedem…und das haus , an dem es stattfindet spielt eigentlich auch keine rolle mehr. ehrlich gesagt, kann ich so nicht mehr denken. eine ware von einem haus zum nächsten zu bewegen, ist nochmal etwas anderes: siehe theatertreffen. da geht dann der berliner hin und schaut mal schnell, ob das denn auch wirklich stimmt, was da in wien oder wo auch immer wirklich noch funktioniert hat. da aber der raum in berlin sowieso einen ganz anderen atem besitzt, ergibt das meist luftmangel für die, die sich voller freude an dieser auszeichnung auf den weg gemacht haben. also merke: theater handelt meist atemlos. und deshalb glaubt sich der betrachter meist als aussenstehender “gesunder”, der es kaum erwarten kann, den nächsten zug zu starten, der dem theatermenschen dann natürlich wieder fehlt. (deshalb hat die oper auch die statik für sich gepachtet, damit die körper nicht ausser atem geraten) auch eine qualität, aber was hat das heutzutage noch mit unserer zeit zu tun oder der zeit, zu der sich theater permanent verhalten will? – Hugo Ball, 1926: “Der Kranke belehrt die Gesunden. Kunst und Künstler haben das Höchstmaß ihrer Leiden erreicht. Der Kranke tröstet den Gesunden als den noch nicht der Dissoziierung Verfallenen, aber mit ihr Kämpfenden. Er tröstet ihn, indem er eine Einheit der Anschauungsformen in der fernsten Totemvorstellung des Wilden und den letzten Verwirrungen einer übervölkerten Kultur erweist. Er tröstet den Künstler, indem er zeigt, daß die intellektuelle Katastrophe den Kunst-(oder Heilungs-) Prozeß nicht zu stören vermag, sondern ihn fördert; daß also aller Voraussicht nach bei einer Verschärfung der jetzigen Situation die letzte Fackel der Menschheit, die Kunst, nicht verlöschen wird, fänden sich die Künstler auch in den Theatern unserer Zeit wieder…(…)”

 

ARTIKEL SZ vom 17.5.2010 / via intolleranza / So ist der Weg ! … / absolute Zustimmung ! – /(Sofortige Besserung des Allgemeinbefindens… s/w )

Veröffentlicht am | Montag, den 17.05.10 | Christoph Schlingensief

unknownname-scaled-1000 0unknownname-scaled-1000

(hat man mir gerade gemailt: NONO 1978 – angeblich ein Foto von mir… Spiegelt sich hier der zwölfte ton?

Veröffentlicht am | Montag, den 17.05.10 | Christoph Schlingensief

luigi-nono-1978-php

FASSUNG 3 – PREMIERE IN BRÜSSEL – Tonmann Dave liegt jetzt auch im Krankenhaus – Ist Lemky böse ?… – Hallo Taxi…. – Und Hegemann auf dem Weg der Besserung… – 2.Ausstellung ausgefallen – Gute Besserung an alle !

Veröffentlicht am | Sonntag, den 16.05.10 | Christoph Schlingensief

Wer die krise sucht, muß nicht unbedingt darin umkommen, aber man sollte sich zumindest nochmal mit seinem arzt besprechen, ob einem ein zustand eher schadet oder eher nutzen bringt. und was ich zu unser produktion: VIA INTOLLERANZA sagen kann, ist eigentlich nur das: noch nie waren soviele leute krank oder noch kränker als jemals zuvor. für mich ein glück, weil es von meinem ständig mitreisenden zweitthema ablenkt, andererseits eine furchtbare situation, weil hier wirklich dinge passieren, die an komischen zauber erinnern. hier muß jemand eine grabhöhle berührt haben, die nun ihre superviren ausschickt, um offene rechnungen abzurechnen. (eigentlich kommt da gerade der fluch des Tutanchamun in mir hoch und wahrscheinlich ist das diese grundangst: beschäftigst du dich mit dem dem anderen, dann kommst du darin um…) … um es nicht weiter spannend zu machen und so wird es auch am abend ganz direkt gesagt: thomas, der vorgesehene bühnenbildner dieser produktion (aber auch bei Hl.Johanna, Bayreuth, usw…) hat sich in unserer casting-zeit in burkina faso eine ruhrinfektion geholt. und nun war er auf der isolierstation, jetzt wieder zuhause, aber es will und will nicht besser werden.

eine lebensbedrohliche situation. und er steht auf dem programmzettel, weil er als guter geist immer die bilder von nonos aufführung , also diese realitäts-einblendungen auf runde, ekige formen durchgenommen hat… und bei uns sind es keine demobilder oder schutzschilde, die der chor oder auch die sänger (wie bei Nono) vor sich halten, sondern eben gardinen… die gardine als schutzschild… (ist sicher nicht leicht zu verstehen, aber so kommen die dinge manchmal zusammen)… Solche Dinge zu “erklären”, also auch eigene assoziationen einzubringen, erscheint mir bei Nonos theater/opernkontext absolut notwendig; gerade weil priviligierte menschen wie “du” und lemky solche zusammenhänge nicht mitteilen wollen, obwohl sie könnten… frau lemky sieht NONO als reinen vorwand, was aber nicht stimmt, weil mich seine distanzierung 1978 interessiert hat und eben nicht die musik. da steht auch nach Luigi Nono ! … Eine Übertragung ins 21.Jahrhundert wäre sicher eine schöne Uniaufgabe für angehende komponisten… Aber ich verstehe mich überhaupt nicht als musikgetriebener Komponist. Diese ganze moderne Avantgarde von heute ist mir eigentlich ausgesprochen suspekt. diese kleinen experimentellen inselchen, um auch mal ein kleines gefühl anders ausdrücken zu dürfen? das geht frau lemky doch ähnlich, oder nicht? Also eigentlich hat sie sogar recht. Aber einen Scheiterhaufen für NONO wegen der musikalischen zitate in VIA INTOLLERANZA? Wie bitte ? Das kann wirklich nur böse gemeint sein. auch die behauptung die werke würden nur ausschließlich aus sich selber bestehen. was ist denn das für eine abenteurliche kunstbetrachtung ? (kunstwerke ohne künstler sind sicher sehr interessant, aber äußerst selten). Interessant ist doch – und da hätte ich sogar gedacht, das sie das erwähnen würde, anstatt nach blödsinnigen parallelen zwischen INTOLLERANZA und VIA INTOLLERANZA zu suchen (Aino hat mir das gerade nochmal klargemacht.. in der ersten fassung hier bin ich viel zu sehr auf die NONOSCHIENE eingegangen… ) (wie übrigens damals der vorwurf, Fluxusfilme hätten nichts mit der “Kirche der Angst” zu tun. – später war das dann doch etwas klarer… )- Natürlich male ich keine ölschinken, die man sich bei aller schwere über jahrhunderte hinweg anschauen soll… Nono hat sich vom weg der “azione scenica” 1978 distanziert. und das finde ich toll! Diese “kunstform” war für ihn 1978 nicht mehr interessant oder vielmehr: wichtig. Und ich stimme völlig zu, das ich mir auch immerwieder die frage stelle und gestellt habe und auch stellen werde, welche formen des theaters eigentlich für meine und auch unsere gemeinsam entstandenen bilder zu gebrauchen sind. ich denke eher, es handelt sich nicht um leerstellen für irgendwelche renn-manöver: wer zuerst an welchem ziel war (eine absolut blödsinnige vorstellung von kunst und betrachtung). soll ich schilder aufstellen? warnschilder? oder leerstellen markierungen?, weil das medium theater an dieser stelle nicht das kann und was auch die oper nicht mehr schafft.(oder je geschafft hat ? aber sie hat schon was gekonnt… diese oper…, welche ? ) .. die zwischentitel sind zu 60 % aus nono-texten/interviews, usw… – aber eben als verweis auf seine entwicklung. auf die entwicklung eines künstlers, der den marsch der revolution untersucht hat, und dann eben nicht mehr weitermachen will. ginge es so ? und das eigentliche thema ist doch, wie ich bei anderen und sogar richtig toll bei nachtkritik.de lesen und mit-verstehen kann, sogar benutzt worden, um eigene assoziationen zu haben und nicht nur nach der verwertbaren PARTITUR zu rufen.. also an einem neuen thema mangelt es bei VIA INTOLLERANZA nun wirklich nicht, und das ich mich persönlich in die situation bringe, meinen ajetzigen Lieblingsbereich, nämlich das operndorf,  in frage zu stellen, soll in einer partitur enden? in einem stück?…. da sage ichaber mal : UFF….(Das muß ja grauenhaft an den Musikunis zugehen, wenn solche Ziele verfolgt werden. Freies Denken endet in Partituren! Soso,Nene… jaja—). Ich habe schon vor dem krebs das Nonogefühl von 1978 gehabt. und ich sehe nicht ein, das sie mich nur zart und weich empfinden, wenn ich gerade am seidenen krebsfaden hänge. die sache ist chronisch. das habe ich jetzt auch kapiert, aber deshalb denke ich ganz und gar nicht an vermarktung , sondern eher an einen ewigen makel, der mir die kraft reduziert, aber den blick schärft. ich äußere in diesem abend meine angst, den verbrüderungsdiskurs “weiß trifft schwarz” ohne die alten, auch abgegriffenen argumente und erlebnisse weiter zu gehen. die probenzeit war für alle eine ziemlich niederschmetternde angelegenheit. nicht, weil es nicht auch schöne dinge gab, aber es war eben immer diese “folkloresoße” an bord. und es war auch die sprach- und begriffsdiskrepanz kaum auszuhalten. ich kann mir nono 1978 genauso vorstellen. da versucht er revolutionen und ihre wirkung musikalisch darzustellen, und muß schon 1978 erkennen, das jede musikalische äußerung dazu sowieso schon lächerlich ist. ein schlager wie BANANA geht immer schnell auf und führt zu klatschmarsch-momenten. aber gerade, wenn man innerlich verkrampft, weil einem der „angeblich gerechte kampf“ plötzlich unangenehm und verlogen, überholt und doch noch führenswert erscheint, dann wird man entweder schizophren oder man stellt sich dieser auseinandersetzung mit den mitteln des mediums, die eigentlich immer auch mittel des missbrauchs sind. Mir gefällt das operndorfprojekt noch mehr als vor einem halben jahr . Und VIA INTOLLERANZA stellt vieles klar, was eben nicht passieren darf. vielleicht hämmert es nicht nur mir im kopf. Egal was wir schwarz/weiße gesellschaft an diesem abend anzetteln, egal was noch kommt. Es reißt für jeden von uns jede sekunde die frage wieder auf: (weiß) wie komme ich möglichst schnell wieder nachhause, da wo ich mich auskenne, und wo ich versichert bin. (schwarz):”ich war gerade beim ethnologen…” siehe schlußfilm mit dem jungen mädchen Kandy im Krankenbett. Genau das sind die geschichten dieses abends. „keiner hilft keinem“ von kippenberger… was für ein brutaler, anstrengender auftrag… und was für eine erholung. Am ende des abends marschiere ich im projezierten Film als Jodorowski-zauberer mit der burkinatruppe durch die savanne, ziehe mich bis auf die unterhose aus, gehe davon und rufe : TAXI! – also nichts wie weg hier… raus aus der hitze und ab in die warme wanne ! …. Hoffentlich hat meine europäische lebensversicherung noch nicht den vertrag gekündigt… Das ist eigentlich alles was vom taxifahrenden ballettänzer ahmed aus ouagadougou, der hier den europäischen kunstkodex lernen will, um endlich auch mal auf ein festival eingeladen zu werden, in mir übrigbleibt. Oder vielleicht ist das auch bloß unsere einzige verbindung. (und das war bei TAXIDRIVER wohl auch schon so… nur auf einem
anderen Kontinent (aber eben auch zu Nonos Zeiten)… das nur mal zu einem kurzen Musikzitat) –
Vielleicht ist der abend ein “zitatenabend”… ein tisch voller zitat-requisiten… auch da stimme ich zu, aber eben im positiven.
Und zum schluß noch etwas realitätsbezug! : Heute hat es unseren tonmann dave erwischt. Er ist vorgestern abend in ein loch am tonpult abgerutscht, hat sich den fuß aufgerissen und eine sehr schmerzhafte und wirklich superheftige blutvergiftung bekommen. Das krankenhaus hat ihn gleich eingesperrt und verabreicht ihm harte antibiotikas. Und carl hegemann ist seit 3 tagen wieder raus aus dem krankenhaus, aber auch noch immer kränkelnd…. Und ich habe heute abend versucht die töne auf ein anderes programm zu übertragen, aber um 19 uhr war meine batterie vollständig unter null. und die vorstellung kann ohne ton nicht laufen, weil sie für mich eine opernform hat, in der ,im gegensatz zu den vorgezeichneten wegen einer modernen oper (mit ihren kleinen experimentellen inselchen, die freiheit und vergeistigte emotionen darstellen sollen), auch die sprache der Burkinabes vorkommt… die sprache des NONO ! parolen, bananas, folklore und vorhang zu: wilfried (ein student , der gerade vom DAAD ein stipendium bekommen hat und deshalb in deutschland sein kann, und bei uns als dolmetscher und mitspieler dabei ist), unterbricht die laut applaudierenden zuschauer, die sich nun auf ein nettes junges mädchen aus burkina gefreut haben, die wie ihr älterer bruder: issouf, auf der bühne „etwas landestypisches „ singen will – jedenfalls hat das Issouf gerade so noch angekündigt, und alle waren aus dem häuschen… da zieht also wilfried den vorhang/die gardine einfach wieder zu und sagt: „ich glaube, das jede noch so lieb gemeinte humanitäre aktion in unserer zeit menschenfeindlich ist, weil sie den menschen auf eine vorgezeichnete bahn lenkt!“…. wünscht noch einen schönen geheuchelten abend und geht… das wort: „geheuchelt“ hat er eingeschmuggelt. Das war sein wortbeitrag (einer von vielen an diesem abend). Der rest war von rudi dutschke. Mit einer endlossfrage an marcuse. – tja— so haben sich die dinge ergeben. Und wir werden morgen wieder spielen. Und dann werden wir wie auch die tage zuvor sehen und spüren, ob wir uns wie 1978 fühlen oder noch einen neuen weg finden… im moment sagt nachtkritik.de: „Das Eigenartige an “Via Intolleranza II” ist vielleicht, dass Schlingensief diesmal einen Weg andeutet, sich herauszuhalten.“ Work in Progress der Bewusstseinswerdung, Kunst- und Lebensbefragung…. „und das finde ich im übrigens noch besser als bloßes richtig und gut! CS (ps: und hoffentlich sind bald alle wieder gesund!…)

 

BERLINPROBEN BEENDET !

Veröffentlicht am | Samstag, den 08.05.10 | Christoph Schlingensief

Heute gegen 20.00 Uhr war es soweit. der letzte probentag… bis zur letzten minute… und alle hundemüde. zum glück wieder alle fast gesund. komi, der kleinste darsteller der truppe, mußte schon zum zahnarzt und zum internisten, der trompeter nicolas hat die stimme verloren, was einem trompeter egal sein könnte, aber er predigt gerne, und isabelle hat ein problem, auf das man nicht sofort kommt: knieentzündung… warum? wegen der treppen! in burkina faso sind treppen nicht so normal wie bei uns. da lebt man fast ebenerdig. woran man alles denken muß. und trotzdem waren alle von morgens bis abends dabei. abends sind sie dann in die wohnungen gefahren, haben noch gekocht, geredet und geredet und geredet… das gehört in burkina faso dazu… während unsereiner schon zuhause lag… fertig, unlustig, eher schlecht gelaunt. ich kann nicht sagen, das die proben auch was ganz unglaublich schönes haben, aber meine kräfte sind zwar unglaublich gut gerade, aber doch nicht mehr so wie früher. und dann beginn ich zu brüllen,… “ich brauche diesen text… wo ist der ablauf ? was lief da für eine musik?…” usw… alles sehr ungerecht, die reine verzweiflung… wie bekomme ich den eingang zu der arbeit. wie geht man damit um, das diese zusammenarbeit keinerlei sentimentalität verträgt. wie sollen wir die musik von hier mit dem gesang von dort, die themen von nono mit dem unverständnis der burkinabes zusammenbringen. also ich kann ganz offen sagen, das ich in der kurzen probezeit dreimal gedacht habe: abbrechen… einfach schluß… geht nicht… worüber sollen wir uns hier unterhalten? was ist eigentlich die erwartung. vom zuschauer, von den koproduzenten, von der angereisten gruppe und auch von uns, von mir… was hab ich mir eigentlich gedacht? oder hab ich mir eigentlich überhaupt was gedacht? oder hab ich nicht vielmehr einfach gedacht, mehr energie bekomme ich nicht in diesem jämmerlichen zustand… und dann bin ich schlapp genug vieles geschehen zu lassen. und das ist gut so… lass es einfach geschehen… aber auch das war kein wirklicher eingang… und INTOLLERANZA von nono? auch quatsch. das wort landflucht kommt keinem burkinabe (so nennt man bewohner wohl im franzöischen hausgebrauch… wir neigen eher zu “die burkinas”) in den sinn. man verläßt sein dorf sowieso um in der stadt geld zu machen. aber man flüchtet nicht aus dem dorf, weil da nichts los ist oder keine zukunft herrscht? nein, man kehr sogar zurück, um ergebnisse der stadt im dorf wieder anzuwenden. ich käme nicht so schnell auf die idee nun nach oberhausen zurückzukehren… also über was reden wir hier ? und was denken eigentlich die koproduzenten, über die ich hier schonmal geredet habe. amelie deufelhardt von kampnagel ist eine optimale partnerin. aber das kunstenfestival in brüssel hat gnädigerweise erst vor 7 tagen den vertrag unterschrieben. denen scheint völlig egal zu sein, ob da leute aus burkina anreisen. und meine paranoia wächst ständig. neuester wahn: die wiener kombo aus wiener festwochen, der stadt (die eigentlich das meiste fördert), der burg (die eigentlich die meiste organisation übernommen hat), und einigen anderen splittergruppen, die ich nicht genau einschätzen kann, und einem förderer, bei dem ich sogar selber auf anraten der wiener festwochen als privatperson einen antrag stellen mußte, um die produktion dann bei luc bondy zeigen zu können, entschließt sich nach der brüsseler premiere nächste woche unsere produktion trotz ausverkaufter vorstellungen abzusetzen (irgendwo kommt hier ein komma rein). also bis jetzt kein geld. ich schwitze nachts… wegen dem fehlenden eingang in den via intolleranza-dschungel und weil ich einfach geldsorgen habe… aber heute wurden die verträge unterschrieben… von mir mit dem team… auch zu spät. also beschwer dich nicht …. aber so ist das als selbstproduzierender, was ich wohl so schnell nicht mehr machen werde. wenn die deufelhardt nicht wäre, die immer sagt: das wird alles klappen, du wirst sehen…., wäre ich schon abgehaun. und morgen dann um 12 die trauerfeier für werner schroeter in der volksbühne. und die burkinas fliegen um 12 nach brüssel… ich sage noch ein paar worte über den mann, den ich wirklich sehr verehrt habe und immer verehren werde. tja und dann kommen wir nach nach brüssel… da wohnt auch meine cousine mit ihren zwei söhnen und ihrem beim europäischen parlament arbeitenden mann. die söhne sollen wohl schon einen besuch unserer vorstellung abgelehnt haben… ich fände das schade, weil ich die erst einmal gesehen habe, und damals sehr beeindruckend fand. aber das ist auch schon wiedr fast 5 jahre her. da lebte mein vater noch. wahrscheinlich haben sie angst vor mir, weil sie denken, das ich sauereien über unsere verwandten erzähle… oder weil sie keinen onkel wollen, der sich scchon auf der bühne ausgezogen hat… liebe jungs, falls ihr das hier lest: ich bin älter geworden.. ich weiß wie ich aussehe, wenn ich nichts mehr anhabe. also keine angst… und ansonsten kann es sicher nichts schaden, mal etwas chaotisch defektes anzuschauen. ich weiß zwar nicht was irh unter perfektion versteht, aber das was wir euch zeigen werden, ist jenseits davon. und was auch nicht unerwähnt bleiben darf… mein geliebter bühnenbildner thomas george war bis vor kurzem noch im krankenhaus. er hat wohl die ruhr aus burkina mitgebracht… mehrere wochen im krankenhaus… bis zur isolierstation… alles haben sie mit ihm gemacht, und nun ist er abgetaucht… verständlicherweise. sehr schade, denn thomas liebt die burkinas und sie mögen ihn! und carl hegemann war auch im krankenhaus. was er hat weiß noch keiner so genau. aber auch da war eine riesige lücke im team. und meine frau hatte gestern bei ihrem bruder martin premiere: ABSCHAFFUNG DER ARTEN .
link: http://www.centraltheater-leipzig.de/centraltheater/programm/skala/
also das thema berührt uns auch… selbstabschaffung der gesellschaft der selbstgeschädigten. und nun eine gute nacht! die fotos zeigen die burkinamannschaft und das team. mehr teambilder vielleicht schon morgen… jetzt erstmal schlafen… gute nacht!

KLEINE UNTERBRECHUNG: BIENNALE-FEIER AUF DER PROBEBÜHNE 3-5-2010

Veröffentlicht am | Montag, den 03.05.10 | Christoph Schlingensief

8643565-L1020962

8643566-L1020971

AUF DER PROBE – 1.5.2010

Veröffentlicht am | Samstag, den 01.05.10 | Christoph Schlingensief

8585148-DSC01843 (FILEminimizer)

DIE WOLKE !

Veröffentlicht am | Dienstag, den 20.04.10 | Christoph Schlingensief

8242080-irene01 (FILEminimizer)

 
Nachdenkliche gesichter in ouagadougou. die reisegruppe aus burkina faso war auf platz 42 der warteliste. trotz intervention des französischen botschafters und einiger anderer kniffe, gab es sehr wichtige entwicklungshelfer, die burkina faso noch vor der musiker-,darsteller-,mitspielgruppe (9 personen) unmittelbar verlassen mußten. alles in ordnung rief leo, der die gruppe als englischsprechender burkinabe begleitet und gleichzeitig auch mit einer HD kamera begleitet, um aus dem material seinen blick auf die sache zu zeigen. wie schon gesagt, und auch von mir im radialsystem vorgeführt!, bestehen 95 % aller informationen über den afrikanischen kontinent von weißnasen. zum glück war francis selber anwesend. somit konnte er genau dort intervenieren, wo die weißnase schlingensief wieder ihren st.martinsmantel ausgepackt hatte. nun aber zurück nach ouaga. die reisegruppe ist nervös. für 5 von ihnen bedeutet es das erste mal: raus aus brukina faso, raus aus dem afrikanischen kontinent, rein in die eruopäische zuckerbude. ich kann gar nicht sagen, was ich gerade mitfieber. mal abgesehen von ständigem lampenfieber, sehe und höre ich katharina, johanna und lisa, die zusammen mit celina und amelie mit allen mitteln versuchen, die gruppe nach berlin zu schaffen. gestern wäre ein flug gegangen: 1 uhr nachts… dann nach 2 zwischenlandungen, landung um 12 uhr in madrid, von dort mit dem bus nach lyon und von dort weitere 10 stunden nach berlin… falls es die tachonadel überhaupt zuläßt. völlig illusorisch also…. da kommen dann keine menschen mehr an, sondern buspakete… fertig, am ende…. wenn man alleine die psychische belastung sieht. so eine reise, fliegen, dann neue länder, bus, rumgerenne, und nach frankreich auch noch sprachverlust. zum glück war die probe gestern aber schon so effektiv und interessant, das ich jetzt erstmal von freitag ausgehe. freitag… das wäre schon knapp für die sowieso schon knappe probenzeit, aber immerhin… freitag ankunft der gruppe… das wäre super ! — aber auch unserer mannschaft hier vor ort gehts nicht gut. bühnenbildner thomas goerge liegt mit choleraverdacht im münchner krankenhaus und unser tonmann dave hat in der letzten woche 10 kilo abgenommen…. auch cholera? … beim letzten besuch hatten fast alle, außer 4 personen (zum glück waren aino und ich unter den gesund-gebliebenen), extreme bauch- und darmprobleme….. aber wer hatte das noch nicht?… gerade in den echten afrikanischen ländern, wenn ich die mal so nennen darf, wo die hitze, der wassermangel, hunger und andere probleme an der tagesordnung sind, klappen die magenwände schnell ineinander, wenn da milliarden von fremdartigen, hitzebegeisterten bakterien durch die steilwände gluckern. … also drücken wir allen die daumen… aber strenggenommen muß ich sagen, finde ich die derartige situation sogar richtig schön! kein flugzeug am himmel… allein der gedanke… diese reinheit… fehlende vibrationen, die der vulkan sicher auf andere art wieder in die große melodie mit eeinfliessen läßt, aber endlich mal begrenzung und erkenntnis, das es noch immer und gott sei dank dinge gibt, die uns aufhalten und komplett begrenzen können… und eben nicht nur von menschen gemachte dinge ! also ich finde es gut, auch wenn die probenzeit am ende leidet, aber es sind menschen aus burkina faso, und die sind so kräftig, dass ich mir da wensentlich weniger sorgen mache, als müßte ich jetzt mit sozusagen hochsensiblen europäischen darstellerlein arbeiten… die soviel fühlen…. so wahnsinnig vieeeeeelllllll fühlen….. uhhhhhhhh……… soviele gefühle haben die…. toll! … in diesem sinne… CS …(das foto zeigt unser letztes treffen vor der abfahrt… zusammen mit irene). (foto: aino laberenz)

PLAN C

Veröffentlicht am | Sonntag, den 18.04.10 | Christoph Schlingensief

“Das war eine ehre und wieder ein schritt nach vorne !” – francis kere und ich konnten heute auf dem PLAN C Treffen das operndorfprojekt vorstellen.
und schon wieder haben sich bereits 4 institutionen, festspielpartner und förderer gemeldet, die das operndorf in den nächsten 12 monaten ebenfalls unterstützen werden. endlich wird immer klarer, das das operndorf eben kein “entwicklungshilfe”-projekt wird. diese ganzen entwicklungshilfemenschen machen sicher gute arbeit, aber viele werfen ihre sachen ab, beharren auf minimalausstattung und transportieren deshalb das altbekannte bilod vom armen afrikanischen kontinent, dem man mal eben auf die beine helfen muß. zum glück wächst die schar derer, die sich anfangen dafür zu interessieren, warum innerhalb der entwicklungsprojekte meist nur der traurige weg : “ich kann es noch effektiver, noch billiger, noch einfacher”, gegangen wird. da scheint ein regelrechter wettbewerb zu herrschen zu sehen wer wieviel kinder oder künstler oder gebäude für noch weniger geld als die anderen versorgen konnte. das war ein schöner teil der heutigen präsentation. unsere schulen werden bestimmt doppelt so teuer als die , die man uns aufdrängen will. wir sind eben nicht an kisten und kästen mit wellblechdächern interessiert, die mal so eben hingeklatscht werden, auf dass die förderer endlich sagen können: wir haben eine schule gefördert. leben heißt auch ästhetik, heißt kunst,… verbindung von öffentlichkeit, innerlichkeit, leben, kunst und politik. alles zusammen. fehler machen wir natürlich stündlich, aber bestehen darauf, das wir auch darüber sprechen dürfen, und nicht so tun als hätten wir die weisheit mit löffeln gefressen. was man da für leute trifft und wieviele helfersyndrome auf kosten des afrikanischen kontinents (um nur ein beispiel zu nennen) ausgelebt werden, geht in die tausende…. puhhhhhhh…. also nun hier zwei fotos der präsentation. anwesende ca: 250 personen. herzlichen dank für die einladung und wir machen demnächst in belgien, holland, österreich und auch frankreich weiter. das operndorf ist sozusagen auf einem guten weg und sogar andere länder wie z.b. Mali bieten jetzt schon kooperation an, wollen auch mal gucken wie sie so etwas in ihrem land probieren könnten. denn:  Es bleibt ein versuch ! und das ist das wirklich Erfreuliche ! es steckt nicht die überzeugung dahinter, das es nur so gehen kann! ganz im gegenteil. das operndorfprojekt steht für vielfalt. und deshalb dürfen sich auch die festgefahrenen freunde der vorurteilsmaschine gerne immerwieder voll reinwerfen ! SIE HELFEN UNS! ….. bis hoffentlich bald……
und hier noch die kurzbeschreibung der veranstalter: 500 Künstler, Veranstalter, Netzwerker, Festivalmacher, Produzenten und Kulturexperten aus ganz Europa treffen sich vom 15. bis 18. April 2010 zu einer gemeinsamen Konferenz in Berlin, Initiiert durch das europäische Theaternetzwerk “International Network for Contemporary Performing Arts” und RADIALSYSTEM V. Gemeinsam mit ihren Berliner Partnern aus dem Bereich zeitgenössische Darstellende Künste diskutieren die Teilnehmer Visionen und Herausforderungen für die Gesellschaftskultur bzw. Kulturgesellschaft der Zukunft. Ihr “Plan C” lässt die “Crisis” hinter sich, setzt auf “Creativity”, “Collaboration” und “Community”. Fast 50 begleitende und gemeinsam mit “Plan C” präsentierte Inszenierungen – unter anderem “Travelogue I – Twenty to eight” im RADIALSYSTEM V – verknüpfen die Konferenz mit der Berliner und der internationalen Tanz- und Theaterszene. Weitere Informationen zu “Plan C” unter www.plan-c-berlin.de

8192611-planC-sign 8192612-Radial01 (FILEminimizer)

8192613-radial02 (FILEminimizer)

« zurückweitersuchen »