WERNER SCHOETER ist auch gestorben… allmählich wird es voll da oben…

Veröffentlicht am | Dienstag, den 13.04.10 | Christoph Schlingensief

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Ich habe werner schroeter immer verehrt! Er hat mich in meinen filmen wie z.b. Egomania sehr stark beeinflusst. Er gehoert auf dieselbe stufe wie fassbinder oder jarmann gestellt! Sein leben war immer auch zeugnis seiner kunst und umgekehrt. Selbst in den letzten monaten seines lebens kaempfte er trotz seiner schweren krebserkrankung fuer die seine kunst und seine anerkennung. Ich hoffe sehr, dass ihm nun das deutsche fernsehen endlich eine ausgiebige retrospektive widmet, und dass er in frieder schlaich von der filmgalerie 451 den mann gefunden hat, der sein werk so pflegt und vertreibt wie juliane lorenz das werk von fassbinder. Ich denke auch mancher deutscher kritiker sollte sich nun eingestehen, dass werner schroeter auch in seinen letzten arbeiten fuer das leben und seine merkwuerdigen auswuechse gelebt, gelitten und geschaffen hat. Stattdessen haben ihm einige seine letzte arbeit an der Volksbuehne Berlin, die ihm fast als letzte deutsche Bühne noch ihre unterstützung gab, auf so peinliche art vorgeworfen, dass es kraenkend und verachtend wurde. Eine entschuldigung für solche haßattacken gibt es nicht.. … keine achtung vor seinem werk oder war da wieder dieses unbehagen, diese angst, die er in vielen betrachtern durch seine „wahnsinns“- arbeiten ausgelöst hat? Das hat ihm sicher zuletzt noch die letzte kraft geraubt! Im ausland hat er die anerkennung zum glueck bekommen, aber wir in deutschland konnten ihm nicht mal zu lebzeiten eine retrospektive geben. “zu schwierig für das deutsche TV-publikum, zu kitschig, zu radikal, zu schwul, zu genial, zu…zu….zu….” Zum glück dann noch nach vendig auch ein letzter preis auf der diesjährigen berlinale … ein kleiner, wenn man das so überhaupt sagen darf, preis, der sicher wesentlich ehrlicher und wertvoller war als die vielen anderen deutschen TV-und Filmpreise. Jeder preis bedeutet anerkennung, aber vielleicht sind die großen, publikumswirksamen deutschen preise sowieso nur für „strahelmännerundfrauen“ geeignet und nicht für letzte existenzialisten und radikalüberhöher wie werner schroeter einer war. auch ich habe noch in den letzten monaten seines lebens keine kraft gehabt ihn zu besuchen. Er war sehr maechtig, ein wirklich wissender, einer der sein leben lang schon mit dem tod verhandelt hat. Der die liebesverluste in seinen arbeiten zu ganz grossen existenziellen in der tradition von pasolini und fassbinder stehenden werken gefuehrt hat. Vielleicht war es diese angst vor ihm, die mir den mut genommen hat, mich ihm nochmal zu stellen, trotz groesster zuneigung! Ich bin mir sicher, dass werner schroeter in ein paar jahren auch im öffentlichen bewußtsein einiger kritiker und tv-redakteure zu den ganz grossen deutschen meistern gezaehlt werden wird ! Was ein derek jarmann fuer england, das ist werner schroeter fuer deutschland. aber eigentlich ist er noch viel mehr ! auch ein faßbinder hat bei ihm geklaut, aber letztenendes nie zu schroeters radikalität gefunden ! Sein tod ist nicht nur fuer mich ein grosser verweis auf die vergaenglichkeit unseres lebens, aber vor allem auch ein verweis auf die wenige achtung, die man einem wirklichen genie in deutschland kaum entgegenbringen kann. Nun ist er tot und fast haette ich gesagt: es ist zu spaet, aber eines ist klar: schroeters filme sind ein vermaechtnis, das an jede filmhochschule und auch in die deutschen kinos oder die richtigen tv-anstalten gehoert! Ein vermaechtnis dieses leben genauer zu betrachten und seine melodie zu erforschen! Das hat er sein leben getan! Dafuer nicht nur dank sondern tiefste innere liebe !

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